Schon seit langem wird darüber diskutiert, dass zahlreiche Bürger den Großstädten wegen der Pandemie den Rücken gekehrt haben könnten. Laut einer gegenwärtigen Studie ist die Stadtflucht allerdings nur eine vorübergehende Erscheinung in Deutschland. „Durch einen pandemiebedingten Effekt wächst die Nachfrage in den Metropolen inzwischen eher noch an“, so der Vorstand der publity AG Frank Schneider.
Von Stadtflucht kann keine Rede sein
„Auch in Zukunft werden die Großstädte und ihr Umland die beliebtesten Wohnorte der Bürger in der Bundesrepublik bleiben. In den Städten wird sich der Druck auf den Wohnungsmarkt nach einer pandemiebedingten Pause wahrscheinlich sogar wieder verstärken“, erklärt der Vorstand der publity AG Frank Schneider. Diese Aussage wird durch eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC bei Vermietungsfirmen sehr stark verdeutlicht.
Danach sehen ganze 63 Prozent der erfassten Großvermieter keine erhöhte Verlagerung in die Vororte. Allerdings beobachten 34 Prozent einen Wanderungstrend aus der Stadt, jedoch nicht in ländliche Regionen, sondern eher in die direkte Umgebung.
Die sogenannte „Verstädterung“ hält unvermindert an. Im Dienstleistungssektor werden zunehmend mehr Arbeitsplätze geschaffen. Auch die internationale Migration von ausländischen Arbeitskräften in die Metropolen wird warscheinlich wieder ansteigen.
Die Einschätzung des Immobilienmarktes erscheint klar
Die von PwC untersuchten Wohnungsgesellschaften haben einen eher betriebswirtschaftlich ausgerichteten Blick auf die demografische Situation Deutschlands und die Migrationsbewegungen auf die Großstädte. Dabei müssen sie über einen Planungszeitraum von einigen Jahren oder möglicherweise sogar Jahrzehnten antizipieren und abschätzen, ob die Wohnungen, welche sie derzeit vermieten oder welche noch in der Bauphase sind, in Zukunft noch rentabel sein werden – in welcher Gegend, in welcher Wohnungsgröße und mit welcher technischen Ausstattung.
Dabei lässt die Antwort auf eine weitere Frage der PwC-Studie einen ganz eindeutigen Schluss zu: Bevorzugt erweitern Großunternehmen ihre Wohnungsbestände in Metropolen. Für diese Aussage gab es insgesamt 2,6 von drei möglichen Bewertungspunkten. Unmittelbar dahinter folgen Bauvorhaben in vorstädtischen Regionen, das heißt am Rande der Metropolen, mit gesamten 2,2 von drei möglichen Punkten.
Laut Experten nimmt die Migration in Metropolen bald wieder zu
Von Bevölkerungswissenschaftlern und Immobilienfachleuten wurde mehrfach vermutet, dass wegen der Pandemie zahlreiche Bürger aus den Städten ins ländliche Umland oder auch in weiter entfernte ländliche Regionen abwandern könnten. Tatsache ist, dass die statistischen Ämter seit rund fünf Jahren einen negativen Abwanderungstrend feststellen, d.h. mehr Abwanderung als Zuwanderung aus den Großstädten in ihre ländlicheren Gegenden Doch bis zum Ausbruch der Pandemie wurde dies durch die Auslandszuwanderung überkompensiert, so dass die städtische Bevölkerung generell anstieg. Sollten die von PwC untersuchten Betriebe richtig liegen, wird dies auch in ein paar Monaten, spätestens im kommenden Jahr, erneut zutreffen.
In einer umfangreich durchgeführten Bevölkerungsstudie geht das Bonner Institut für Bau-, Stadt- und Raumforschung davon aus, dass die Einwohnerzahlen in Deutschland bis 2040 nur geringfügig auf etwa 82 Millionen Menschen sinken wird. Allerdings würde sich die Abwanderung aus strukturell schwachen ländlichen Regionen in der Bundesrepublik verstärken.
(FA)